Kündigen im kleinen Team: So gestalten Start-ups Trennungen fair und rechtssicher

Eine Existenzgründung anzugehen, heißt gestalten, entwickeln, wachsen. Doch nicht jede Entscheidung bleibt auf Dauer tragfähig.

Wenn der wirtschaftliche Druck zunimmt oder sich die strategischen Ziele ändern, wird der Personalbestand zu einer wichtigen Stellschraube. In kleinen Unternehmen oder Start-ups ist das besonders heikel: Kündigungen betreffen hier nicht nur eine Position, sondern meist eine Person, mit der eng zusammengearbeitet wurde.

Genau deshalb braucht es einen professionellen Umgang, der die wirtschaftliche Notwendigkeit berücksichtigt, ohne die menschliche Seite außen vor zu lassen.

Frühzeitig kommunizieren und Orientierung geben

Transparenz ist entscheidend, wenn sich Veränderungen in einem Team abzeichnen. Laut einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung senkt eine offene Kommunikation die Wahrscheinlichkeit für innerbetriebliche Konflikte im Fall eines nötigen Personalabbaus deutlich.

Je früher ein Unternehmen seine wirtschaftlichen Herausforderungen mit dem Team teilt, desto eher können gemeinsam Lösungen entwickelt werden. Diese bestehen vielleicht nicht nur aus einer möglichen Kündigung, sondern beispielsweise in Alternativen wie der Reduktion der Stunden oder Umstrukturierungen.

Rechtlich korrekt vorgehen: Was bei Kündigungen zu beachten ist

Die betriebsbedingte Kündigung ist im Kündigungsschutzgesetz geregelt. Dies greift dann ein, wenn ein Unternehmen regelmäßig mehr als zehn Mitarbeitende beschäftigt und der betroffene Arbeitnehmer länger als sechs Monate tätig ist.

Eine betriebsbedingte Kündigung ist nur dann zulässig, wenn es nachvollziehbare wirtschaftliche Gründe (ein “dringendes betriebliches Erfordernis”) gibt und keine Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung auf einem anderen Arbeitsplatz besteht.

Außerdem muss die sogenannte Sozialauswahl beachtet werden. Dabei sind Kriterien wie Alter, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten und Schwerbehinderung relevant. Werden diese Aspekte nicht berücksichtigt, riskiert ein Unternehmen Rechtsstreitigkeiten. Die meist nicht zu Gunsten des Arbeitgebers ausgehen. Schätzungen zufolge enden mehr als 80% der Kündigungsschutzklagen mit einem Vergleich − fast immer zu Lasten des Arbeitgebers.

Gespräch mit Haltung und Struktur meistern

Wie eine Kündigung kommuniziert wird, beeinflusst sowohl das Verhältnis zur betroffenen Person als auch die Stimmung im gesamten Team.

Fachleute für Arbeitsrecht empfehlen deshalb, das Gespräch sorgfältig vorzubereiten und nicht unter Zeitdruck zu führen. Es sollte eine klare Begründung, Informationen über den weiteren Ablauf und Angebote zur Unterstützung enthalten, wie etwa Hinweise auf die Agentur für Arbeit, gegebenenfalls passende Qualifizierungsmaßnahmen oder ein faires Arbeitszeugnis.

Wer den Menschen sieht und nicht nur die Stelle, schafft trotz schwieriger Umstände einen respektvollen Rahmen für die Kündigung.

Unterstützung durch Fachleute einholen

Gerade kleinere Unternehmen ohne eigene Personalabteilung sind außerdem gut damit beraten, sich frühzeitig juristisch abzusichern. Fachanwält:innen für Arbeitsrecht oder Beratungsstellen der Industrie- und Handelskammern bieten Orientierung bei der rechtssicheren Umsetzung der Kündigung und auch hinsichtlich der Gestaltung von Aufhebungsverträgen, Zeugnissen und internen Prozessen.

Werden diese Themen ignoriert, wird schnell fahrlässig gehandelt − und das Vertrauen in die eigene Führung riskiert.

Die Auswirkungen auf das Team nicht unterschätzen

Eine Kündigung betrifft nie nur die jeweilige gekündigte Person. Auch das verbleibende Team erlebt häufig Verunsicherung, Loyalitätskonflikte und emotionale Belastung.

Vor allem Kündigungen in kleinen Unternehmen ohne die passende begleitende Kommunikation können laut Untersuchungen zu einem deutlichen Vertrauensverlust führen. Dies gilt besonders dann, wenn die Gründe nicht ausreichend verständlich dargestellt werden.

Unternehmen, die stattdessen transparent agieren, ihre Entscheidungen nachvollziehbar begründen und die emotionale Lage der Mitarbeitenden ernst nehmen, sorgen für eine langfristige Bindung trotz personeller Einschnitte.

Klar, fair und verantwortungsbewusst handeln

Ein Team zu verkleinern, gehört mit Sicherheit zu den schwersten Aufgaben für Gründer:innen. Gerade in Start-ups, in denen persönliche Beziehungen eng sind, wiegt jede Kündigung doppelt so schwer.

Mit der nötigen rechtlichen Sorgfalt, einer klaren Kommunikation und dem Blick für das Menschliche lässt sich jedoch ein Trennungsprozess durchführen, der unternehmerische Haltung demonstriert und gleichzeitig die rechtlichen Anforderungen erfüllt.

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