
Unsere Welt ist im Wandel: Digitalisierung, Klimawandel, geopolitische Unsicherheiten und technologische Disruptionen prägen das 21. Jahrhundert. Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Die Innovationskraft des Landes entscheidet darüber, ob wir international wettbewerbsfähig bleiben. Start-ups spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie sind Motor für Transformation, Arbeitsplatzschaffer und Treiber neuer Technologien. Doch ein zentrales Potenzial wird nach wie vor sträflich vernachlässigt: Frauen.
Der Female Founders Monitor 2025, herausgegeben von der Bertelsmann Stiftung und dem Startup-Verband, zeigt in einer umfassenden Analyse, warum der niedrige Anteil von Unternehmerinnen nicht nur ein Gleichstellungsproblem ist, sondern ein echtes Wachstumshemmnis für die gesamte Volkswirtschaft.
Dieser Artikel richtet sich an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Existenzgründung zu starten. Er soll Mut machen, aufklären und konkrete Perspektiven aufzeigen.
1. Status quo: Die harte Realität für Gründerinnen in Zahlen
Trotz zunehmender Sichtbarkeit von Frauen im Start-up-Sektor ist der Anteil von Gründerinnen im Jahr 2024 erstmals zurückgegangen. Nur 18,8 % der Start-ups in Deutschland werden von Frauen (mit-)gegründet. Dieser Rückschritt ist alarmierend und zeigt, dass strukturelle Hürden nach wie vor wirksam sind.
Besonders betroffen sind Start-ups im B2C-Bereich, etwa in Mode, Konsum oder Food. Diese Sektoren, in denen Frauen überdurchschnittlich oft eine Existenzgründung starten, litten besonders stark unter der Konsumzurückhaltung der letzten Jahre. Auch international zeigt sich ein ähnliches Bild: Der weltweite Frauenanteil unter Startup-Gründenden liegt konstant bei rund 20 %.
Dabei zeigt ein genauerer Blick: Frauen gründen keineswegs seltener insgesamt – im Bereich der allgemeinen Existenzgründungen liegt ihr Anteil bei rund 44 %. Wenn Sie also über eine Selbstständigkeit nachdenken: Sie sind nicht allein. Der Schritt ins Unternehmertum ist für viele Frauen eine reale und erfolgreiche Option – vor allem dann, wenn Strukturen stimmen und Vorbilder sichtbar sind.
Ein weiteres Problem: Die Investitionen fließen weiterhin fast ausschließlich in männlich geführte Teams. 91 % des Venture Capital gehen an reine Männerteams. Start-ups mit mindestens einer Gründerin erhalten nur 9 % des Volumens.
2. Der Gender-Gap beginnt früher als gedacht
Eine besondere Stärke des Female Founders Monitor ist die Verbindung von quantitativer Startup-Analyse mit einer Umfrage unter Studierenden. Die Ergebnisse sind ernüchternd:
- Jobmotivation: 60 % der Studentinnen nennen Arbeitsplatzsicherheit als entscheidenden Faktor, bei den männlichen Kommilitonen sind es nur 32 %.
- Karriereziele: Nur 21 % der Studentinnen ziehen eine Startup-Gründung in Betracht, bei den Studenten sind es 40 %.
- Selbsteinschätzung: Frauen sehen ihre Stärken vorrangig in Kommunikation und Organisation, Männer in Strategie, Vision und Risikobereitschaft.
Wenn Sie sich also schon einmal gefragt haben, ob Sie „das Zeug“ zur Unternehmerin haben – ja, das haben Sie. Die Vorstellung, dass Gründerinnen mutig, risikofreudig und technisch versiert sein müssen, ist ein Klischee. Vielmehr braucht es Vielfalt: Organisationstalent, Einfühlungsvermögen, Problemlösungskompetenz – und genau das bringen viele Frauen mit.
Diese Prägung hat auch Auswirkungen auf die Wahl der Studienfächer. Zwar ist der Anteil von Gründerinnen mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund ähnlich hoch wie bei Männern (41 % vs. 36 %), doch in technologie- und wachstumsstarken Fächern wie Informatik oder Ingenieurwissenschaften zeigt sich eine deutliche Schieflage: Nur 17 % der Gründerinnen haben in diesen Bereichen studiert – bei den männlichen Gründern sind es 44 %.
Besonders auffällig ist der Mangel an Frauen mit IT-Ausbildung – ein Feld, das für viele Startup-Geschäftsmodelle zentrale Voraussetzung ist. Das unterstreicht die Relevanz von gezielter Förderung von Frauen in MINT-Fächern und der Abbau von Barrieren bereits in Schule und Studium. Wenn Sie also MINT-Interessen haben – setzen Sie auf diese. Sie können Ihnen den Weg zur Gründerin erheblich erleichtern.
3. Start-ups, Strukturen und Sichtbarkeit: Was Frauen zurückhält
Im deutschen Start-up-Ökosystem herrscht noch immer eine männlich dominierte Struktur:
- 64 % der Gründungsteams bestehen ausschließlich aus Männern.
- Nur 10 % der Teams bestehen rein aus Frauen.
- 91 % des Venture Capitals fließen an Männerteams.
Dieses Ungleichgewicht ist kein Zufall. Homogene Netzwerke, unbewusste Vorurteile („similarity bias“) und mangelnde Repräsentation verfestigen sich gegenseitig. Studien zeigen: Wenn ein Gründerteam keine Frau enthält, ist die Wahrnehmung des Gender-Gaps deutlich geringer. Mixed-Teams hingegen entwickeln ein größeres Problembewusstsein – ein erster Schritt zur Veränderung.
Ein weiterer Stolperstein: die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum. Die Gründungsphase fällt bei vielen Frauen mit der Familienplanung zusammen. In Deutschland arbeiten 73 % der Mütter mit Kleinkindern in Teilzeit, aber 91 % der Väter in Vollzeit. Das wirkt sich direkt auf Gründungsentscheidungen und -chancen aus. Diese Ungleichverteilung von Care-Arbeit führt zu reduzierter Verfügbarkeit für Aufbauarbeit, Netzwerken und Finanzierungsrunden.
Wenn Sie also Kinder haben oder planen, eine Familie zu gründen: Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Es gibt immer mehr Netzwerke, Programme und Modelle, die Ihnen helfen können, beides zu vereinen. Und je mehr Frauen es wagen, desto besser werden diese Strukturen.
4. Was passieren muss: Drei Handlungsfelder mit Hebelwirkung
a) Bildung und Vorbilder
Unternehmerisches Denken muss früher gefördert werden – in Schulen, Hochschulen, MINT-Programmen. Es braucht Role Models, die jungen Frauen zeigen, dass Unternehmertum keine reine Männersache ist. Sichtbare Gründerinnen, Investorinnen und Start-up-Führerinnen können das Selbstbild ganzer Generationen verändern. Gründerinnen müssen präsenter werden: in Lehrbüchern, Vorträgen, Medien, Panels und als Mentorinnen.
b) Vereinbarkeit stärken
Flexiblere Elterngeldmodelle, steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten, Mutterschutz für Selbstständige – das sind keine „Goodwill-Maßnahmen“, sondern wirtschaftspolitische Notwendigkeiten. Nur wenn Frauen die Freiheit haben, in entscheidenden Lebensphasen zu gründen, wird ihr Potenzial wirklich genutzt. Auch innovative Modelle wie Gründungszeitstipendien für Eltern oder familienfreundliche Accelerator-Programme könnten echte Hebel sein.
c) Kapital neu denken
VC-Fonds benötigen Diversität auf Partnerebene. Investmententscheidungen müssen transparenter und objektiver werden. Programme wie die Emerging Manager Facility der KfW Capital sind ein Anfang – aber das ganze System muss sich öffnen: für neue Gesichter, neue Ideen, neue Realitäten. Die Wirkung von mehr Diversität ist messbar: Gründerinnen stellen doppelt so häufig Frauen ein und investieren in vielfältige Teams.
Wenn Sie eine Firmengründung planen, vernetzen Sie sich frühzeitig. Suchen Sie gezielt nach Business Angels, Fonds oder Crowdfunding-Plattformen, die Gründerinnen fördern. Und haben Sie den Mut, sich und Ihre Idee selbstbewusst zu präsentieren.
5. Ausblick: Innovation braucht Inklusion
Wenn Deutschland im globalen Innovationsrennen mithalten will, muss es alle Potenziale mobilisieren. Der Female Founders Monitor 2025 zeigt deutlich: Frauen wollen gründen. Viele haben ambitionierte Ziele und verfolgen skalierbare Modelle. Doch zu viele Hürden stehen ihnen im Weg.
Mehr Gründerinnen bedeuten nicht nur mehr Gerechtigkeit – sie bedeuten mehr Wachstum, mehr Vielfalt, mehr Resilienz. Es ist Zeit, die Weichen zu stellen: in der Bildung, in der Politik, im Investment. Die Wirtschaft von morgen beginnt heute. Und sie ist weiblicher, als wir bisher gedacht haben.
Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen, zu gründen – tun Sie es. Sie werden gebraucht. Ihre Ideen sind wichtig. Und Sie sind nicht allein.
Informieren Sie sich über die zahlreichen Fördermöglichkeiten, die auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene für Gründerinnen zur Verfügung stehen. Eine professionelle Existenzgründungsberatung kann Ihnen helfen, die passenden Gründerinnen-Förderprogramme zu finden und den Einstieg zu erleichtern.
Zudem ist es ratsam, einen fundierten Businessplan zu erstellen – nicht nur als Voraussetzung für viele Fördermittel und Finanzierungen, sondern auch als wichtige Grundlage für Ihre strategische Planung. Unterstützung bei der Geschäftsplan-Erstellung bieten unter anderem Gründungszentren, IHKs, Frauenbusiness-Netzwerke sowie digitale Tools und Gründercoachings speziell für Gründerinnen.
Sie möchten als Gründerin durchstarten, einen Businessplan erstellen oder Ihr Geschäft optimieren? Dann nehmen Sie Kontakt zum Gründerzentrum der bundesweiten Initiative „Deutschland startet“ auf! Sie können auch unseren Fördercheck-Service nutzen, wir kontaktieren anschließend.
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