Arbeitnehmer, die als ehemalige Startup-Gründer wieder in ein klassisches Angestelltenverhältnis zurückkehren, sehen sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Einerseits werden die bisherigen Erfahrungen von vielen Recruitern zwar als wertvoll, aber nicht automatisch als vorteilhaft wahrgenommen. Andererseits gibt es zugleich auch Challenges auf persönlicher Ebene zu bewältigen. Allen voran: der Wechsel von einer leitenden Position in die Funktion eines Mitarbeitenden. Ob und wie dieser Wechsel gelingen kann, wollen wir uns im folgenden Artikel ansehen.
Neue Rollenbilder verstehen und akzeptieren
Für viele Gründerinnen und Gründer ist es ungewohnt, nicht mehr selbst die Richtung vorzugeben, sondern sich als Teil einer bestehenden Hierarchie zu integrieren. Anstatt strategische Entscheidungen allein zu treffen, gilt es, sich in ein Team einzufügen, um gemeinsam an vorgegebenen Ziele zu arbeiten bzw. diese mitzugestalten. Dieses Umdenken erfordert nicht nur ein hohes Maß an Selbstreflexion, sondern vor allem auch die Bereitschaft, Verantwortung neu zu definieren und sich unterzuordnen.
Statt eigenverantwortlichem Arbeiten steht nun die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen im Vordergrund, was durchaus auch seine Vorteile hat. Entscheidungen, die in der Führungsrolle alleine getroffen und getragen werden mussten, können nun auf mehrere Schultern verteilt werden – und der Druck sinkt dadurch spürbar. Gleichzeitig entsteht mehr Raum, um sich auf einzelne Aufgaben zu konzentrieren, ohne permanent das große Ganze im Blick haben zu müssen.
Damit die Integration ins Team gelingt, sind jedoch eine offene Kommunikation, aktives Zuhören und die Bereitschaft, auch einmal einen Schritt zurückzutreten, ausschlaggebend. Wer bereit ist, Verantwortung zu teilen und seinen Mitarbeitenden Kompetenzen zuzugestehen, schafft die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und langfristigen Erfolg im neuen Umfeld.
Karrierewege für Ex-Gründer
Ehemalige Entrepreneure bringen von Natur aus Innovationsgeist, Risikobereitschaft und lösungsorientiertes Denken mit. Das alles sind Fähigkeiten, die am Arbeitsmarkt, sowohl in Startups als auch in klassischen Unternehmen, gefragt sind. Sie sind bei einer Rückkehr in ein Angestelltenverhältnis wertvolles Kapital – dafür müssen sie jedoch richtig kommuniziert werden. Denn während manche Unternehmen gezielt nach Menschen mit Erfahrung in der Unternehmensgründung suchen, gibt es auch solche, die ehemaligen Entrepreneurs mit einem gewissen Misstrauen begegnen.
So zeigen etwa Studien der London Business School sowie der Yale School of Management, dass Ex-Gründer im Bewerbungsprozess zwar wertvolle Kompetenzen wie Innovationskraft und unternehmerisches Denken mitbringen. Gleichzeitig wird ihre Loyalität ebenso wie die Fähigkeit zur Integration in eine bestehende Hierarchie jedoch von vielen Recruitern und Arbeitgebern hinterfragt. Daher gilt: Wer als ehemaliger Gründer mit seiner Bewerbung Erfolg haben möchte, sollte diese Punkte verstehen und darauf eingehen, um allfälligen Bedenken proaktiv den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Zielführende Bewerbungsstrategien für ehemalige Gründer
Die Kommunikation der Motivation in der Bewerbung ist dabei ausschlaggebend. Außerdem sollten Ex-Existenzgründer ihre Bewerbung gezielt auf jene Kompetenzen ausrichten, die sie aus ihrer Selbstständigkeit mitbringen – und diese in der Vita entsprechend darstellen. Dazu gehören unter anderem:
- Projekt- und Prozessverantwortung: Erfahrungen im Aufbau und in der Steuerung komplexer Abläufe sind in vielen Unternehmen gefragt.
- Innovationskraft und Problemlösungskompetenz: Die Fähigkeit, kreative Lösungen zu entwickeln und Chancen frühzeitig zu erkennen, ist ein klarer Wettbewerbsvorteil.
- Führungserfahrung und Eigeninitiative: Diese Qualitäten stellen für viele Teams und projektbezogene Arbeiten einen Mehrwert dar.
Die Kompetenzen, die durchaus individuell sind, sollten dabei nicht einfach nur aufgelistet, sondern idealerweise mit Beispielen und Zahlen belegt werden. Außerdem ist es entscheidend, die Bewerbung nicht nur auf Erfolge als Gründer zu reduzieren, sondern die übertragbaren Skills herauszustellen und die Motivation sowie Ziele im Lebenslauf nachvollziehbar darzustellen. Die Bewerbungsunterlagen sollten aufzeigen, welchen Mehrwert die aus dem Startup mitgebrachten Fähigkeiten und Kenntnisse für die jeweilige Position bieten.
Ein weiterer zielführender Ansatz ist es, die Bewerbung klar auf die jeweilige Unternehmenskultur auszurichten. Gründer können ihre Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit betonen, indem sie Beispiele nennen, wie sie bereits erfolgreich mit Partnern, Investoren oder externen Teams zusammengearbeitet haben. Auch Weiterbildungen oder Zertifikate, die die eigene Bereitschaft zur fachlichen Weiterentwicklung dokumentieren, können als Signal für langfristiges Commitment genannt werden.
Darüber hinaus ist strategisches Networking ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wer in einem Startup-Umfeld tätig war, weiß, wie wichtig persönliche Kontakte sind. Er versteht außerdem, diese zu nutzen, sei es über Branchenveranstaltungen, ehemalige Geschäftspartner oder Plattformen wie LinkedIn und Xing. Durch den direkten Austausch lassen sich nicht nur potenzielle Arbeitgeber von der eigenen Motivation überzeugen, sondern auch Stellen finden, die nicht offiziell ausgeschrieben sind.
Fazit: Mit Klarheit und Strategie überzeugen
Der Wechsel vom Startup-Chef zum Angestellten ist kein Rückschritt, sondern eine Chance zur Weiterentwicklung. Wer es schafft, seinen Unternehmergeist in Teamstrukturen einzubringen, wird nicht nur selbst profitieren, sondern auch einen spürbaren Mehrwert für das Unternehmen schaffen.
Mit einer strategischen Bewerbungsstrategie und einem authentischen Auftreten können Ex-Gründer ihre Vergangenheit als Sprungbrett nutzen und den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere im Angestelltenverhältnis legen. Wenn sie ihre Kompetenzen klar in den Kontext der angestrebten Rolle übersetzen und zugleich mögliche Vorbehalte aktiv ansprechen, verschaffen sie sich bei der Stellensuche einen entscheidenden Vorteil. Dazu sollten sie allerdings auch ihre Motivation ebenso wie die Teamfähigkeit in den Vordergrund stellen.