Impact-Start-ups stehen vor einer besonderen Herausforderung: Einerseits verfolgen sie ein soziales, ökologisches oder gemeinwohlorientiertes Ziel, andererseits benötigen sie für ihr Wachstum Kapital. Die Frage, ob klassische Venture Capital-Geber überhaupt in solche Gründungen investieren, ist daher für viele Social Entrepreneure von zentraler Bedeutung. Dieser Beitrag analysiert, unter welchen Voraussetzungen Impact-Start-ups für VC-Finanzierungen infrage kommen und welche Alternativen bestehen.
Was unterscheidet Social Start-ups von klassischen Start-ups?
Social Start-ups – auch Impact Start-ups genannt – zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben wirtschaftlichen Zielen auch eine soziale oder ökologische Mission verfolgen. Anders als rein gewinnorientierte Unternehmen messen sie ihren Erfolg nicht allein an Umsatz und Skalierung, sondern auch an der Wirkung, die sie auf Gesellschaft und Umwelt haben.
Typische Felder für Social Start-ups sind:
- Bildung & Chancengleichheit
- Umweltschutz & Klimawandel
- Gesundheit & Pflege
- Integration & Teilhabe
Die Herausforderung: Viele dieser Geschäftsmodelle haben längere Entwicklungszyklen, geringere Margen oder begrenzte Skalierbarkeit – was sie aus VC-Sicht weniger attraktiv erscheinen lässt.
Wie denken klassische VC-Investoren?
Venture Capital ist renditegetrieben. Investoren beteiligen sich meist in frühen Phasen an Start-ups mit dem Ziel, diese innerhalb von 5 bis 8 Jahren mit hohem Gewinn zu verkaufen (Exit). Dafür sind bestimmte Voraussetzungen entscheidend:
- Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
- Großer adressierbarer Markt (TAM/SAM)
- Wachstumsdynamik
- Erfahrenes Team
- Technologischer USP
Eine soziale Existenzgründung bzw. ein Social Start-up hat hier oft Erklärungsbedarf: Wie kann Wirkung erzielt und gleichzeitig ein profitabler Exit ermöglicht werden? Genau an dieser Stelle trennen sich klassische und mission-driven Investmentstrategien.
VC für Impact? Es gibt erste Ansätze
In den letzten Jahren hat sich eine neue Investorengruppe gebildet: Impact VCs. Diese Fonds kombinieren soziale Ziele mit wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und akzeptieren oft eine geringere Rendite, wenn die gesellschaftliche Wirkung hoch ist. Beispiele in Deutschland und Europa sind:
- BonVenture
- Ananda Impact Ventures
- SEND-Investorennetzwerke
- Purpose Ventures
- GLS Beteiligungs AG
Auch öffentliche Wagniskapitalgeber wie der High-Tech Gründerfonds (HTGF) oder KfW Capital zeigen wachsende Offenheit gegenüber wirkungsorientierten Geschäftsmodellen, sofern diese wirtschaftlich tragfähig sind.
Welche Kennzahlen für Investoren bei der Bewertung von Start-ups besonders relevant sind, zeigt der Beitrag „Diese KPIs entscheiden über Venture Capital – Trends 2025“
Welche Voraussetzungen sollten Social Start-ups mitbringen?
Auch wenn Rendite nicht allein im Fokus steht: Impact-Investoren achten auf bestimmte Standards:
- Ein belastbares Geschäftsmodell mit klaren Umsatzzielen
- Wirkungsmessung: Welche soziale oder ökologische Wirkung wird erzielt und wie wird sie gemessen?
- Transparente Governance-Strukturen
- Gründungsteam mit Vision und Umsetzungskompetenz
- Offenheit für alternative Beteiligungsmodelle (z. B. wachstumsunabhängige Rückzahlungen)
Alternativen zu klassischem VC
Nicht jedes Social Start-up passt in das klassische VC-Raster. Dennoch gibt es zahlreiche Finanzierungsoptionen:
- Stiftungsfinanzierung (z. B. BMW Foundation, Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis)
- Crowdinvesting auf spezialisierten Plattformen (z. B. bettervest, Startnext)
- Förderprogramme wie EXIST, INVEST oder regionale Innovationsfonds
- Wirkungsorientierte Darlehen über Banken oder Genossenschaften (z. B. GLS Bank)
Eine Kombination verschiedener Instrumente ist oft sinnvoll, um sowohl Wirkung als auch Wachstum langfristig zu ermöglichen.
Einen umfassenden Überblick über europäische Impact-Investoren und Best Practices im Bereich wirkungsorientierter Finanzierung bietet Impact Europe (ehemals EVPA), das zentrale Netzwerk für Impact Investing in Europa.
Wer sein Social Start-up gezielt auf eine Kapitalrunde vorbereiten oder Investorenunterlagen professionell aufsetzen möchte, kann sich von erfahrenen Berater:innen unterstützen lassen; auch mit Fördermöglichkeiten über AVGS oder BAFA.
Fazit: Ja, aber anders
Venture Capital für Social Start-ups ist möglich. Aber es erfordert eine gezielte Ansprache, transparente Wirkungskommunikation und ggf. die Wahl spezieller Impact-Investoren. Wer nicht rein renditeorientiert denkt, sondern mit gesellschaftlicher Wirkung überzeugen kann, findet in diesem Bereich zunehmend interessierte Kapitalgeber.
Unterstützung bei der Investorenansprache oder bei der Strukturierung eines wirkungsorientierten Finanzierungsmodells bietet das Team von deutschland-startet.de gern im Rahmen einer individuellen Beratung an.