Eine Finanzierung für ein Unternehmen ist oft langfristig angelegt. Neben den regulären Raten (Zins und Tilgung) bieten viele Kreditverträge die Möglichkeit einer Sondertilgung – also einer außerplanmäßigen Rückzahlung zusätzlich zur vereinbarten Rate. Richtig eingesetzt, senkt eine Sondertilgung die Restschuld, reduziert die Zinskosten und kann die Laufzeit merklich verkürzen. Der Nutzen hängt jedoch davon ab, was im Kreditvertrag vereinbart wurde und wie gut die Sondertilgung in die Liquiditätsplanung passt. In diesem Beitrag wird erklärt, was es mit der Sondertilgung auf sich hat.
Was unter einer Sondertilgung bei einer Finanzierung zu verstehen ist
Unter Sondertilgung wird eine zusätzliche Zahlung auf ein laufendes Darlehen verstanden, die neben den regulären Monats- oder Quartalsraten geleistet wird. Diese Zahlung reduziert sofort die Restschuld. Dadurch sinkt der zukünftige Zinsaufwand, weil Zinsen stets auf die verbleibende Restschuld berechnet werden. Je früher in der Laufzeit sondergetilgt wird und je höher der Zinssatz ist, desto größer fällt der Effekt aus.
In welchen Fällen Sondertilgungen bei der Finanzierung besonders sinnvoll sind
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Einmalige Liquiditätsspitzen: z. B. durch Gewinnthesaurierung, Einmalzahlungen von Kunden, Verkaufserlöse oder Ausschüttungen.
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Zinsniveau ist höher als die Rendite alternativer Verwendungen: Ist keine Investition mit höherem Ertrag absehbar, lohnt sich der sichere Zinsvorteil.
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Risikoreduktion: Geringere Restschuld stärkt die Eigenkapitalquote und verbessert Rating und Verhandlungsposition gegenüber Kreditgebern.
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Laufzeitverkürzung: Schuldenabbau erfolgt schneller; Zinslast sinkt dauerhaft.
Vertragsregeln: worauf bei der Finanzierung zu achten ist
Ob und in welcher Form Sondertilgungen erlaubt sind, ergibt sich aus dem Kreditvertrag. Übliche Regelungen betreffen:
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Sondertilgungsrecht: Häufig 5–10 % der ursprünglichen Darlehenssumme pro Jahr.
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Zeitfenster/Stichtage: Sondertilgungen sind oft einmal jährlich zu einem festgelegten Datum möglich.
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Mindestbeträge: Einige Banken setzen Untergrenzen (z. B. 1.000 € je Sondertilgung).
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Entgelte: Sondertilgungen können kostenfrei sein oder eine Gebühr auslösen (Pauschale oder Prozentsatz).
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Wahlrecht Laufzeit/Rate: Nach der Sondertilgung kann entweder die Laufzeit verkürzt oder die Rate gesenkt werden – je nach Vereinbarung.
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Zinsbindung: Innerhalb der Bindung ist nur das möglich, was vertraglich vorgesehen ist; sonst kann eine Vorfälligkeitsentschädigung anfallen.
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Förderkredite (z. B. KfW): Sondertilgungen sind programmabhängig (teils nicht möglich, teils nur gegen Vorfälligkeitsentgelt oder in begrenzter Höhe). Hier sollten die Programmbedingungen vorab geprüft werden.
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Wie eine Sondertilgung bei Annuitätendarlehen wirkt
Bei Annuitätendarlehen bleibt die Rate zunächst gleich. Nach einer Sondertilgung sinkt die Restschuld sofort. Dadurch verringert sich der Zinsanteil in den folgenden Raten und der Tilgungsanteil steigt – die Rückzahlung beschleunigt sich, die Laufzeit verkürzt sich automatisch (sofern nicht ausdrücklich eine Ratenreduktion vereinbart wurde).
Beispiel (vereinfacht):
Darlehen 200.000 €, Sollzins 3,5 % p. a., anfängliche Tilgung 2 % p. a. → Jahresrate ca. 11.000 € (Zins 7.000 €, Tilgung 4.000 €).
Erfolgt nach zwei Jahren eine Sondertilgung von 10.000 €, verringert sich die Restschuld sofort um diesen Betrag. Bereits im Folgejahr fällt die Zinslast um rund 350 € (3,5 % von 10.000 €). Über die restliche Zinsbindungsdauer resultieren daraus mehrere Tausend Euro Zinsersparnis – zusätzlich zur Laufzeitverkürzung.
Hier erfährt man mehr zum Thema Tilgung im Finanzplan.
Sondertilgung oder Tilgungssatz bei der Finanzierung erhöhen?
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Sondertilgung eignet sich für Einmalbeträge.
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Tilgungssatzwechsel (z. B. von 2 % auf 3–4 %) beschleunigt den Schuldenabbau laufend, erhöht jedoch dauerhaft die Rate und verlangt stabile Liquidität. In der Praxis bewährt sich oft eine Kombination: Regeltilgung maßvoll erhöhen und zusätzlich Sondertilgungen nutzen, wenn Überschüsse entstehen. Für zusätzliche Flexibilität im Zahlungsmanagement kann außerdem der Einsatz einer Kreditkarte wie der AMEX Platinum Card sinnvoll sein.
Besonderheiten bei Förderdarlehen als Finanzierung
Förderprogramme (z. B. KfW) haben eigene Regeln. Je nach Programm können Sondertilgungen gar nicht, nur zu festen Terminen, nur bis zu bestimmten Höchstgrenzen oder nur gegen Vorfälligkeitsentgelt möglich sein. Für eine wirtschaftliche Entscheidung sollten die Programmunterlagen sorgfältig geprüft werden. Wird ein Förderkredit mit einem Hausbankdarlehen kombiniert, ist eine gesamthafte Liquiditätsplanung sinnvoll, um Spielräume für Sondertilgungen gezielt zu nutzen.
Fazit
Sondertilgungen sind ein wirkungsvolles Instrument zur Zinsersparnis und Laufzeitverkürzung bei einer laufenden Finanzierung. Voraussetzung ist, dass der Kreditvertrag entsprechende Rechte vorsieht und die Liquiditätslage die Auszahlung zulässt. Wer bei Neuabschluss Sondertilgungsrechte (z. B. 5–10 % p. a.), flexible Stichtage und mindestens einen Tilgungssatzwechsel verhandelt, verschafft sich Spielräume für die Zukunft. In der Anwendung gilt: früh sondertilgen, Effekte dokumentieren und die Entscheidung stets gegen die Rendite alternativer Verwendungen abwägen.
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