Die Unternehmensnachfolge zählt zu den drängendsten Zukunftsfragen des deutschen Mittelstands. Der aktuelle DIHK-Report 2025 (externer Link) verdeutlicht: Die Situation spitzt sich zu. Immer mehr Betriebe suchen händeringend nach einem Nachfolger, doch die Zahl der Übernahme-Kandidaten bleibt zu gering, um den Bedarf zu decken.
Während die öffentliche Diskussion häufig den „Gründer aus der Garage“ ins Rampenlicht stellt, gerät der Generationswechsel in gewachsenen Unternehmen leicht ins Abseits. Dabei kann gerade die Übernahme eines bestehenden Betriebs ein solider Weg in die Selbstständigkeit sein. Fest steht: Ohne tragfähige Konzepte für die Nachfolge droht dem Mittelstand, die Kontrolle über die Fäden und ganze Strukturen zu verlieren.
Unternehmensnachfolge für viele keine Option
Die Zahl der Firmen, die über eine Geschäftsübergabe nachdenken, steigt seit Jahren. Fast 10.000 Unternehmen wandten sich 2024 an die IHKs, um die Nachfolge zu klären, eine Rekordzahl. Demgegenüber stehen nur rund 4.000 Interessierte, die sich eine Unternehmensnachfolge vorstellen können. Mehr als die Hälfte der Betriebe könnte somit keine Lösung finden.
Die Ursachen liegen einerseits in der wirtschaftlichen Lage: schwache Nachfrage, hohe Energie- und Rohstoffkosten und eine spürbare Verunsicherung im Mittelstand. Andererseits spielt die Demografie eine entscheidende Rolle. Über 70 % der Geschäftsinhaber wollen altersbedingt übergeben. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen im gründungsaktiven Alter.
Geschäftsschließung eine reale Gefahr
Besonders alarmierend ist die Zahl der Unternehmen, die mit der Einstellung ihres Betriebs rechnen. 27 % der im Jahr 2024 beratenen Unternehmen gaben an, über eine Schließung ihres Unternehmens nachzudenken. Hauptursachen sind fehlende Nachfolger, Fachkräftemangel, gestiegene Kosten und bürokratische Belastungen. Damit droht hochgerechnet in den nächsten zehn Jahren das Aus für bis zu 250.000 Unternehmen, und das häufig trotz guter wirtschaftlicher Basis.
Welche Herausforderungen es bei der Unternehmensnachfolge gibt
Die Situation zeigt, dass die Unternehmensnachfolge kein einfacher Prozess ist. Häufig werden überhöhte Kaufpreisvorstellungen genannt, emotionale Bindungen erschweren den Übergang und viele Betriebe beginnen viel zu spät mit einer systematischen Planung. Gleichzeitig unterschätzen Interessenten den Aufwand einer Unternehmensnachfolge. Manche gehen von einer Gründung „im gemachten Nest“ aus, ohne die notwendigen Qualifikationen oder Führungsfähigkeiten mitzubringen.
Lesetipps:
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Frauen als Schlüssel für die Unternehmensnachfolge
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist auch, dass Frauen bei der Unternehmensnachfolge bislang unterrepräsentiert sind. Nur rund ein Viertel der Interessierten erwägt eine Übernahme, während der Anteil von Existenzgründerinnen bei der klassischen Gründung bereits über 40 % beträgt.
Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern zeigt sich eine deutliche Lücke zwischen Inhaberinnen und potenziellen Nachfolgerinnen. Gründe liegen häufig in späteren Einstiegen in die Selbstständigkeit, geringerem Startkapital und schwächer ausgeprägten Netzwerken.
Gleichzeitig steigt das Interesse spürbar. 2024 ließen sich rund 3.500 Frauen zu Fragen der Nachfolge beraten. Zum Vergleich: 2023 waren dies noch 2.500 Frauen (externer Link). In der IHK-Gründungsberatung, die auch Neugründungen umfasst, liegt der Frauenanteil inzwischen bei über 40 %. Würden mehr Existenzgründerinnen den Schritt in die Unternehmensnachfolge wagen, ließe sich die bestehende Lücke deutlich schließen.
Wichtige Zahlen des DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2025 im Überblick
Kennzahl | Wert laut DIHK-Report 2025 |
Beratungen zur Nachfolge (2024) | 9.636 |
Potenzielle Nachfolgerinnen/-folger | 4.016 |
Lücke zwischen Angebot und Nachfrage | 5.620 Betriebe |
Betriebe mit Schließungsabsicht | 27 % |
Erwarteter Wegfall in 10 Jahren | bis zu 250.000 Unternehmen |
Altersbedingte Übergaben | 72 % der Inhaber |
Betriebswirtschaftliche Gründe | nur 12 % |
Frauenanteil bei Nachfolge | ca. 25 % |
Frauenanteil bei Gründungen | über 40 % |
Politik und Institutionen in der Pflicht beim Thema Unternehmensnachfolge
Der DIHK mahnt: Damit die Übergabe von Unternehmen gelingt, braucht es mehr als gute Vorsätze. Gefordert sind weniger Bürokratie, steuerliche Entlastungen, niedrigere Energiekosten und eine stärkere Verankerung von Unternehmertum schon in der Schule. Denn wer früh für Verantwortung begeistert wird, hat später auch den Mut, das Staffelholz zu übernehmen. Bleiben die notwendigen Schritte aus, droht die Nachfolgelücke zum Nadelöhr für den Mittelstand zu werden.
Unternehmensnachfolge als Chance für Gründer
Für viele, die sich selbstständig machen möchten, kann die Übernahme eines bestehenden Betriebs ein attraktiver Weg sein. Statt von null zu starten, profitieren Nachfolger von bestehenden Strukturen, eingespielten Teams und einem etablierten Kundenstamm.
Ob eine Unternehmensnachfolge erfolgreich verläuft, entscheidet eine sorgfältige Planung. Ein entscheidender Punkt ist dabei die Businessplan-Erstellung. Diese ist bei einer Nachfolge sowohl für Gründer, die ein Unternehmen übernehmen wollen, als auch für Altinhaber entscheidend. Denn ohne einen überzeugenden Businessplan lassen sich Banken, Investoren oder Förderinstitute nicht gewinnen. Wer einen Businessplan erstellen möchte, muss neben den Kennzahlen der Vergangenheit auch eine klare Strategie für die Zukunft entwickeln: Wie können Investitionen gestemmt, Innovationen umgesetzt und neue Märkte erschlossen werden?
Unternehmensnachfolge meistern mit einer Existenzgründungsberatung
Insbesondere bei einer Unternehmensübernahme ist ein Businessplan mehr als nur Pflichtprogramm – er wird zum entscheidenden Leitfaden für den Erfolg. Damit Kennzahlen, Finanzplan und Strategie stimmig sind, lohnt sich die Unterstützung durch erfahrene Gründungsberater. Sie helfen, den Kaufpreis realistisch einzuschätzen, die Finanzierung solide aufzustellen und typische Stolperfallen zu vermeiden.
Doch nicht nur Nachfolger profitieren von dieser Expertise: Auch Altinhaber können mit einer professionellen Vorbereitung die Übergabe reibungsloser gestalten und den Wert ihres Unternehmens sichern. In vielen Fällen wird eine solche Beratung sogar staatlich gefördert. Welche Förderung speziell für Sie infrage kommt, können Sie mithilfe von unserem Fördercheck herausfinden.
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