
Der Gründungszuschuss zählt seit vielen Jahren zu den wichtigsten Fördermitteln, die Gründer mit einer interessanten Geschäftsidee dabei helfen, den Weg aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit zu ebnen. Doch mit der Förderung ging auch stets eine Debatte einher: der Vorwurf sogenannter Mitnahmeeffekte.
Gemeint ist, dass öffentliche Mittel auch an Existenzgründer fließen, die sich ohnehin – also auch ohne Förderung – selbstständig gemacht hätten. Was nach ineffizienter Mittelverwendung klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als überzeichnetes Bild. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (externer Link) herausfand, zeigen neue Studien: Die tatsächliche Wirkung vom Gründungszuschuss wurde lange unterschätzt, während die Mitnahmeeffekte überschätzt wurden.
Gründungszuschuss: Aufbau, Höhe und Voraussetzungen
Der Gründungszuschuss gehört zu den wichtigsten Fördermitteln für Existenzgründer und richtet sich an Bezieher von Arbeitslosengeld I (ALG 1), die sich selbstständig machen wollen. Die Förderung besteht aus zwei Phasen:
- Phase 1 (6 Monate): Fortzahlung des zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes plus 300 Euro monatlich für die soziale Absicherung.
- Phase 2 (bis zu 9 Monate): Weiterzahlung der 300-Euro-Pauschale bei nachweislich positiver Geschäftsentwicklung.
Grundvoraussetzung für den Gründungszuschuss ist ein überzeugender Businessplan, der von einer fachkundigen Stelle als tragfähig bestätigt werden muss.
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Was sind Mitnahmeeffekte – und warum sind sie relevant?
Trotz seiner Beliebtheit und strukturellen Klarheit stand der Gründungszuschuss in der Vergangenheit häufig in der Kritik – Stichwort: Mitnahmeeffekte. Insbesondere eine Frage wurde immer wieder gestellt: Führt die Förderung tatsächlich zu mehr Unternehmensgründungen – oder belohnt sie lediglich Gründungswillige, die auch ohne staatliche Unterstützung den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen wären?
Der Begriff Mitnahmeeffekt beschreibt im förderpolitischen Kontext einen Fall, bei dem ein staatlicher Zuschuss zwar bewilligt wird, aber nicht kausal für das geförderte Verhalten ist. Beim Gründungszuschuss bedeutet das, dass ein Gründer diesen erhält, aber ohne diesen Zuschuss ohnehin gegründet hätte. In solchen Fällen wird der Förderzweck verfehlt, denn öffentliche Gelder sollen zusätzliche, nicht ohnehin eintretende Existenzgründungen ermöglichen.
Die Höhe solcher Mitnahmeeffekte ist daher ein kritischer Indikator für die Wirksamkeit des Instruments. Überwiegt der Mitnahmeeffekt, geraten Fördermittel in die Kritik: Sie würden dann bloß Unternehmertum belohnen, aber nicht aktiv auslösen. Doch wie valide sind die bisherigen Einschätzungen?
Frühe Studien: Verzerrte Daten beim Gründungszuschuss
Frühere Untersuchungen gingen von alarmierend hohen Mitnahmequoten aus – teils über 50 %. Besonders häufig zitiert wurde eine retrospektive Befragung, laut der 57 % der Geförderten angegeben hatten, sie hätten auch ohne Zuschuss gegründet. Auf Basis dieser Daten wurde der Gründungszuschuss zeitweise als ineffizient und politisch schwer rechtfertigbar eingestuft.
Das Problem dabei: Diese Ergebnisse beruhen auf Rückblicken. Menschen erinnern sich aber häufig nicht objektiv. Wer erfolgreich war, meint vielleicht, er hätte es auch allein geschafft. Wer gescheitert ist, glaubt womöglich, dass die Förderung nichts gebracht hat. Solche Verzerrungen machen die Ergebnisse unzuverlässig – und haben den Gründungszuschuss lange in ein falsches Licht gerückt.
Der Wendepunkt: Gründungszuschuss-Reform 2011 und neue Forschungsmethoden
Mit der Reform vom Gründungszuschuss im Jahr 2011 änderte sich nicht nur das Antragsverfahren – auch die Forschungsmethoden verbesserten sich erheblich. Das Fördermittel wurde von einer Pflichtleistung zu einer Ermessensleistung umgewandelt, die Zugangsvoraussetzungen verschärft. Dies ermöglichte erstmals valide Vergleichsstudien zwischen Regionen mit unterschiedlicher Förderpraxis.
Das Ergebnis: Die realen Mitnahmeeffekte sind deutlich niedriger als lange angenommen. Je nach Methode liegen sie zwischen 24 und 42 % – weit entfernt von der 57-%-Marke früherer Befragungen. Insbesondere zeigte sich, dass in Regionen mit stark reduzierter Zuschussvergabe auch die Gründungszahlen sanken. Ohne Zuschuss also keine oder deutlich weniger Unternehmensgründungen – ein klarer Hinweis auf die kausale Wirkung der Förderung.
Wirtschaftliche und politische Bedeutung der neuen Erkenntnisse
Die aktuellen Studien verändern die Perspektive auf das Förderinstrument grundlegend. Während hohe Mitnahmeeffekte den Gründungszuschuss lange in ein zweifelhaftes Licht rückten, zeigen die neuen empirischen Ansätze: Das Instrument wirkt – und das in großem Umfang.
Speziell für die Förderpolitik sind diese Erkenntnisse relevant. In einer Zeit, in der die Existenzgründung zunehmend als Lösung für strukturelle Arbeitslosigkeit betrachtet wird, liefert der Gründungszuschuss einen nachweislich funktionierenden Ansatz.
Natürlich wird es auch weiterhin Fälle geben, in denen der Zuschuss nicht ausschlaggebend für die Existenzgründung war. Doch selbst in solchen Situationen entfaltet die Förderung Nutzen: Sie erleichtert den Übergang, schafft finanzielle Sicherheit und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit junger Existenzgründer. Zudem gilt: Kein Förderinstrument ist zu 100 % frei von Mitnahmeeffekten.
Existenzgründung mit dem Gründungszuschuss: Chancen nutzen
Wie bei vielen Fördermitteln stehen viele Entrepreneure auch beim Gründungszuschuss vor einem komplexen Antragsverfahren. Die Lösung kann eine professionelle Existenzgründungsberatung sein. Diese kann dabei wertvolle Unterstützung leisten – von der Entwicklung der Geschäftsidee bis zur Businessplan-Erstellung und Antragstellung bei der Agentur für Arbeit.
Was viele nicht wissen: Auch Beratungsleistungen selbst können über staatliche Programme bezuschusst werden. Die Fördermittellandschaft ist groß. Um herauszufinden, welches Fördermittel zu Ihnen passt, füllen Sie einfach unseren kostenfreien Fördermittelcheck aus.
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