Man stelle sich vor: Das Wasser staut sich in der Spüle, die Toilette läuft über, aus dem Gully im Keller drückt Schmutzwasser nach oben. Ein verstopftes Rohr kann nicht nur unangenehm sein – es kann echte Schäden verursachen. In solchen Momenten braucht es jemanden, der erreichbar und verlässlich ist und weiß, was zu tun ist. Viele Gründer verfolgen daher das Ziel, eine zuverlässige Anlaufstelle für die Abflussreinigung und Kanalreinigung zu werden. Verstopfte Rohre, verlegte Leitungen, unzugängliche Schächte und deren fachgerechte Reinigung sind ein Geschäftsmodell, das eine hohe Nachfrage erfährt. Um jedoch erfolgreich in diese Branche einzusteigen, ist ein durchdachter Finanzplan unerlässlich – hauptsächlich aufgrund der hohen Anfangsinvestitionen.
Eine Existenzgründung in diesem Markt ist mit größeren Anschaffungen verbunden, insbesondere wenn man im Bereich der Kanalreinigung aktiv werden möchte. Denn hierfür wird ein Spülfahrzeug benötigt, das inklusive der Ausstattung im sechsstelligen Bereich liegt. Hinzu kommen noch Werkzeuge wie Spiralen, Bohrer, Hebeeisen etc.
Zur Finanzierung dieser Investitionen sind staatliche Förderdarlehen besonders attraktiv, besonders aufgrund der niedrigen Zinsen. Doch auch die tilgungsfreie Anlaufzeit, aufgrund derer man das Darlehen erst nach einem gewissen Zeitraum zurückzahlen muss, ist bei Gründern gerne gesehen. Zur Beantragung eines solchen Darlehens muss ein bankenfähiger Businessplan erstellt werden. Dieser enthält einen bankenfähigen Finanzplan, der die künftigen betrieblichen Kennzahlen des Unternehmens prognostiziert.
In diesem Artikel wird erläutert, worauf man bei der Erstellung eines Finanzplans achten muss.
Warum einen Finanzplan erstellen?
Ein professionell erstellter Finanzplan ist sehr wichtig, um ein Förderdarlehen beantragen zu können. Der Förderbank, z.B. einer Landesbank oder auch der bundesweit agierenden KfW, müssen aussagekräftige Beschreibungen der Geschäftsidee vorgelegt werden. Anhand der im Finanzplan abgebildeten betrieblichen Kennzahlen kann die Förderbank nachvollziehen, wie erfolgreich das Unternehmen in der Zukunft agieren wird.
Bevor man mit der Erstellung eines Finanzplans beginnt, muss man sich als Existenzgründer mit allen wichtigen Parametern des geplanten Geschäftsmodells auseinandersetzen.
Wichtige Bestandteile sind beispielsweise:
- Welche monatlichen Umsätze sind realistisch?
- Zu welchem Stundensatz ist man am Markt aktiv?
- Wer ist die Zielgruppe, Privathaushalte oder auch gewerbliche Kunden?
- An welchem Standort ist das Unternehmen aktiv, wie viele potenzielle Kunden gibt es in der Region?
- Wie hoch sind die monatlichen laufenden Kosten im Betrieb?
- Welche Investitionen sind für den Start in die Selbstständigkeit zu tätigen?
Umsatzquellen und Kosten festlegen
Die Kalkulation der möglichen Umsatzhöhen stellt einen wichtigen Schritt bei der Erstellung eines Finanzplans dar. Wenn man ein Unternehmen in der Abfluss- und Kanalreinigung gründet, rechnet man gegenüber den Kunden einerseits die geleisteten Stunden ab. Hier muss man also hochrechnen, wie lange ein Einsatz dauert und wie viele Aufträge man pro Woche und Monat einplanen kann. Dies ist auch davon abhängig, wie man hinsichtlich Personal, Fahrzeugen und Werkzeug ausgestattet ist.
In einer beispielhaften Kalkulation kann man also zunächst mit dem Stundensatz planen. Während man bei einer Abflussverstopfung in einem Privathaushalt von einer Auftragsdauer von 1 bis 2 Stunden ausgehen kann, geht ein Projekt, bei dem ein Kanalspülfahrzeug eingesetzt wird, deutlich länger.
Zusätzlich zu den Stundensätzen lassen sich noch die folgenden Gewerke abrechnen:
- Fahrzeugpauschale, je nach Kilometer in der An- und Abfahrt
- Hygienepauschale
- Einsatz einer Rohrreinigungsmaschine
- Einsatz einer Rohreinigungsspirale
- Kanalkamera, falls sie zum Einsatz kommt
- Kanalspülfahrzeug
- Verbrauchsmittel wie z.B. Dichtungen
Nun kann man bei der monatlichen Umsatzkalkulation passende Annahmen treffen. Man kann z.B. davon ausgehen, dass bei jedem vierten Auftrag auch eine Kanalkamera zum Einsatz kommt und diese mit abgerechnet werden kann. Das Kanalspülfahrzeug hingegen nur bei jedem sechsten Auftrag. Wenn man hierfür eine Metrik entwickelt, lässt sich der Umsatz gut prognostizieren.
Dem Umsatz gegenüber stehen laufende betriebliche Kosten wie die Personalkosten, die Büromiete, Fahrtkosten, die Instandhaltung von Werkzeugen und natürlich auch für Software, Steuerberatung, ggf. die Lohnbuchhaltung und Marketing.
Selbständig als Unternehmen in der Abfluss- und Kanalreinigung: Finanzplan erstellen
Ein bankenfähiger Finanzplan setzt sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen:
- Investitionsplan: In diesem ist anzugeben, welche Investitionen getätigt werden müssen, um erfolgreich die Selbstständigkeit starten zu können. Dies sind z.B. ein Kanalspülfahrzeug, Spiralen, Hebeeisen, Akkuschrauber und sonstiges Werkzeug etc. Auch die Einrichtung der Arbeitsplätze in einem Büro kann finanziert werden.
- Umsatzentwicklung: hier ist wie beschrieben abzubilden, mit welchen Umsätzen pro Monat man kalkuliert.
- Rentabilitätsvorschau (Gewinn- und Verlustrechnung): in dieser werden neben den prognostizierten Umsätzen auch alle betrieblichen Kosten. Hierzu zählen auch die Zinsen für das Förderdarlehen sowie Abschreibungen und Steuerabgaben. Diese sind von der gewählten Rechtsform abhängig. Für die Berechnung der Gewerbesteuer sind der Sitz des Unternehmens und der dortige Hebesatz entscheidend. Bei einer Kapitalgesellschaft wie einer GmbH oder einer UG ist ebenso die Körperschaftssteuer zu entrichten. Die Rentabilitätsvorschau zeigt einem also an, wie hoch der Gewinn vor Steuern und der Gewinn nach Steuern ausfällt.
- Cash-Flow und Liquiditätsplanung: Diese basiert auf der Gewinn- und Verlustrechnung, ist jedoch nicht statisch, sondern dynamisch. So enthält sie z.B. Zahlungsziele von Eingangs- und Ausgangsrechnungen, Zeitpunkte von Steuerzahlungen und -rückerstattungen sowie die Tilgungsrate pro Monat für das Förderdarlehen. So wird klar ersichtlich, wie viel Liquidität sich am Monatsende auf dem Geschäftskonto befindet. Der Liquiditätsbestand muss natürlich immer im positiven Bereich sein und sollte einen Puffer von ca. dem Dreifachen der monatlichen Fixkosten enthalten.
- Tilgungsplan: dort wird der Kapitaldienst vermerkt. Er setzt sich zusammen aus den Zinsen, die für das Darlehen anfallen, sowie der monatlichen Tilgungsrate. Es wird also klar ausgewiesen, welche Gesamtrate pro Monat an die Bank zurückzuzahlen ist.
- Abschreibungen: Einige der genannten Investitionen wie z.B. das Kanalspülfahrzeug oder Werkzeuge können über einen definierten Zeitraum abgeschrieben werden. Hierzu gibt es öffentlich einsehbare Abschreibungstabellen, mit deren Unterstützung man die Abschreibungsdauer errechnen kann.
Der bankenfähige Finanzplan soll auf Monatsbasis für die ersten drei Geschäftsjahre nach der Gründung erstellt werden. Bei einem bereits bestehenden Unternehmen sind drei Geschäftsjahre nach der Aufnahme des Förderdarlehens relevant. Bei der Erstellung eines Finanzplans zur Beantragung eines Förderdarlehens können erfahrene Gründungsberater Hilfestellung geben. Diese Beratungsleistung wird über das BAFA staatlich mit 50-80 % der Aufwände bezuschusst.
Fazit
Ein professionell erstellter Finanzplan ist ein sehr wichtiger Bestandteil einer Finanzierungsanfrage für ein Förderdarlehen.
In der Finanzplan-Erstellung für ein Unternehmen in der Abfluss- und Kanalreinigung existieren einige mögliche Umsatzträger. Während in anderen handwerklichen Tätigkeiten rein der Stundensatz im Vordergrund steht, können in diesem Bereich auch Sonderleistungen wie z.B. der Einsatz einer Kanalkamera oder einer Rohrreinigungsspirale in Rechnung gestellt werden. Hier muss man sich im Klaren sein, wie viele einfachere Aufträge man erhält und wie viele mit einem größeren Umsatzvolumen.
In der Rentabilitätsvorschau müssen zusätzlich alle laufenden Kosten aufgelistet werden. Wenn man über eine stabile Auftragslage und ein gutes Netzwerk auch zu gewerblichen Kunden wie größeren Unternehmen, Hausverwaltungen und Vermietern größerer Wohn- und Gewerbeeinheiten verfügt, kann man in der Branche ein sehr rentables Geschäftsmodell aufbauen. Der Start in die Selbstständigkeit kann durch die Inanspruchnahme von einem zinsgünstigen Förderdarlehen erleichtert werden.
Möchten Sie sich bei der Finanzplan-Erstellung Ihrer Selbstständigkeit professionell beraten lassen? Füllen Sie hierfür gerne das Formular zur Beratersuche aus und vereinbaren Sie ein kostenloses und unverbindliches Gespräch mit einem Experten. Die Beratungsleistung wird staatlich bezuschusst.