Viele Existenzgründer nutzen zum erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit Fremdkapital, um notwendige Investitionen zu tätigen oder um über Liquidität für die ersten Monate nach der Gründung zu verfügen.
Gleiches gilt für den Kauf eines bestehenden Unternehmens im Zuge einer Geschäftsübernahme. Auch hier hilft die Aufnahme von Fremdkapital, um den Kaufpreis zahlen zu können oder Anschaffungen tätigen zu können.
Für die entsprechende Kapitalausstattung sind staatliche Förderdarlehen sehr attraktiv. Diese verfügen im Gegensatz zu klassischen Bankdarlehen über deutlich niedrigere Zinssätze und zudem über eine tilgungsfreie Anlaufzeit. Dies bedeutet, dass das Darlehen nicht ab dem Folgemonat der Aufnahme des Darlehens zurückgezahlt werden muss, sondern frühestens ab dem zweiten Jahr der Laufzeit. Ab diesem Zeitpunkt erfolgt die Rückzahlung in gleichbleibenden monatlichen Raten.
Es gibt in Deutschland sehr viele unterschiedliche Förderdarlehen für Gründer und bestehende Unternehmen. Diese unterscheiden sich jedoch unter anderem in ihrer Laufzeit.
In diesem Artikel möchten wir erläutern, welche Laufzeit eines Darlehens für das eigene Geschäftsmodell oder die eigene Selbstständigkeit passend ist.
Förderdarlehen – Definition und Bestandteile
Staatlich geförderte Darlehen werden von Gründern und Jungunternehmen sehr stark nachgefragt, da sie attraktive Konditionen ausweisen. Sie können mit einem Businessplan beantragt werden, auch wenn es sich um eine Unternehmensneugründung oder um ein formell frisch gegründetes Unternehmen handelt und noch keine Jahresabschlüsse existieren. Die durchdacht abgebildeten Planzahlen reichen für die Beantragung aus, denn in Deutschland sollen Gründungsvorhaben explizit staatlich unterstützt und gefördert werden.
Die Vorteile eines Förderdarlehens sind z. B.:
- niedriger Zinssatz: Der Zinssatz liegt durchschnittlich ca. 1,5 Prozentpunkte unter dem Zins von klassischen Bankdarlehen für eine Gewerbefinanzierung.
- tilgungsfreie Anlaufzeit: z. B. Konsumentenkredite müssen direkt getilgt werden. Einen geförderten Gründerkredit wie das KfW-StartGeld muss man jedoch im ersten Jahr nicht zurückzahlen, wenn die Laufzeit des Darlehens fünf Jahre beträgt (als Mindestlaufzeit). Bei einer längeren Dauer, z. B. über zehn Jahre, werden zwei tilgungsfreie Anlaufjahre gewährt.
- Die Beantragung ist in manchen Fällen auch ohne Eigenkapital möglich, oftmals reichen auch nur 10 % Eigenkapital aus, um das Darlehen zu erhalten.
Beantragung eines Förderdarlehens – Finanzplan-Erstellung
Zur Beantragung des Förderdarlehens kontaktiert man eine klassische Hausbank, die dann im Auftrag der KfW den Businessplan und Finanzplan prüft. Bei einer Bewilligung werden die Gelder von der KfW auf einem Geschäftskonto bei der Hausbank bereitgestellt.
Im schriftlichen Teil eines Businessplans wird das komplette Geschäftsmodell erläutert. Er beinhaltet ausführlich z. B. eine Analyse von Markt und Wettbewerb, die Darstellung einer Marketingstrategie, die Preisstrategie, die Wahl der Rechtsform sowie eine SWOT-Analyse ausführlich. Die Finanzplan-Erstellung ist darüber hinaus notwendig, um die Planzahlen des Geschäftsmodells darzulegen.
- Aus dem Investitionsplan geht hervor, wofür das Förderdarlehen genutzt werden soll. Dies ist für Investitionen möglich, z. B. für ein Kfz, Maschinen, Werkzeug oder den Kauf einer Software. Es kann auch zur Finanzierung von Betriebsmitteln eingesetzt werden, etwa für die Umsetzung der Marketingstrategie, Beratungskosten, die Miete einer Bürofläche oder den Kauf von Arbeitskleidung.
- Im Rentabilitätsplan (Gewinn- und Verlustrechnung) werden die monatlichen Umsätze sowie alle betrieblichen Kosten errechnet. Hiervon werden noch Steuern abgezogen. So wird der Gewinn eines Unternehmens vor und nach Steuern pro Monat und pro Jahr abgebildet.
- Hinzukommt der Liquiditätsplan, der sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung ableitet und zusätzlich um Zahlungsziele, die ggf. anfallende Umsatzsteuer sowie die Tilgung des angestrebten Förderdarlehens ergänzt wird.
- Zudem sollte man einen Tilgungsplan erstellen, in dem der Kapitaldienst (Summe aus Zins und Tilgung des Darlehens) errechnet wird.
Die passende Laufzeit für ein Förderdarlehen ermitteln
Für Existenzgründer und bestehende Unternehmen gibt es zahlreiche Förderdarlehen. Diese sind weitestgehend unabhängig vom Standort des Unternehmens, wenn man staatlich gefördert Darlehen der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) wählt. Denn diese agiert deutschlandweit. Je nach Alter und dem Förderbedarf gibt es unterschiedliche Förderdarlehen der KfW.
Zusätzlich vergeben die Landesbanken, also die Förderbanken eines jeden Bundeslandes, ebenfalls attraktive Förderkredite. Es lohnt sich also, auch diese Möglichkeiten der Finanzierung von Gründern zu prüfen.
Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Darlehens zur Gründerfinanzierung ist natürlich die Laufzeit des Darlehens. Um dies für sich zu bestimmen, sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:
- Welche Summe soll finanziert werden?
- Wie hoch ist der monatliche Gewinn aus der Selbstständigkeit?
- Welche Zahlungsziele haben die Kunden?
- Wie muss der Gewinn des Unternehmens besteuert werden (Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer)? Davon ist abhängig, welcher Zufluss an Liquidität sich ergibt.
- Welche weiteren Investitionen sind in den nächsten Jahren fällig? Sollen diese aus den erwirtschafteten Gewinnen erzielt werden oder aus weiterem Fremdkapital?
Liquiditätsplan für die Gründerfinanzierung erstellen
In den Liquiditätsplan werden die anfallenden Zinsen für das Darlehen eingetragen (als betriebliche Kosten aus der G&V). Zusätzlich werden die Tilgungsraten pro Monat als Liquiditätsabfluss eingerechnet. Hierdurch wird der Endbestand der Liquidität auf dem Geschäftskonto ersichtlich. Daraus lässt sich ableiten, ob genügend Gelder vorhanden sind, um ein Darlehen relativ schnell zu tilgen.
Je länger das Darlehen läuft, desto niedriger sind die monatlichen Raten. Dafür sind die Gesamtkosten für das Darlehen höher, da länger Zinsen auf den noch nicht getilgten Teil des Darlehens zu zahlen sind.
Generell kann man in einem Tilgungsplan in Verbindung mit dem Liquiditätsplan die folgenden Parameter modellieren und unterschiedliche Szenarien entwickeln.
- Höhe des Darlehens
- Zinssatz
- Tilgungshöhe
So sieht man schnell und klar, welche Laufzeit eines Darlehens zur eigenen Selbstständigkeit passt.
Fazit
Man sollte bei der Wahl der Laufzeit eines Darlehens also nicht nach dem Bauchgefühl verfahren. Vielmehr empfiehlt es sich, eine erprobte Vorgehensweise zu nutzen und einen Liquiditätsplan zu erstellen. Dieser gilt als Bestandteil eines gesamtheitlichen Finanzplans auch bei Förderbanken als anerkanntes Instrument, um zu erörtern, wie die Laufzeit eines Darlehens ausgestaltet sein soll.
Dies gilt für Gründungen genau wie für Geschäftsübernahmen oder Wachstumsvorhaben von bestehenden Unternehmen.
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