Gründerfinanzierung – wann ist der richtige Zeitpunkt für die Gründung einer GmbH?

Viele Existenzgründer benötigen für den erfolgreichen Start in die Selbständigkeit eine Finanzierung. Mit diesem können notwendige Investitionen getätigt sowie die laufenden betrieblichen Kosten insbesondere in den ersten Monaten abgedeckt werden.

In diesem Zusammenhang sind Förderdarlehen besonders attraktiv. Sie sind zu einem deutlich niedrigeren Zinssatz zu erhalten als reguläre Bankdarlehen. Zudem beinhalten sie eine tilgungsfreie Anlaufzeit. Das bedeutet, dass man das Darlehen nicht sofort zurückzahlen muss, sondern erst ab dem zweiten bzw. dritten Jahr der Laufzeit des Darlehens. Dies kann individuell vereinbart werden. Die Rückzahlung erfolgt im Anschluss in gleich bleibenden monatlichen Raten.

Um ein Förderdarlehen wie z.B. das KfW-StartGeld zu beantragen, ist ein professioneller Businessplan zu erstellen. Dieser bildet das gesamte Geschäftsmodell ab und enthält einen aussagekräftigen Finanzplan. Förderbanken legen bei diesem sehr großen Wert auf die Rentabilitätsvorschau (Gewinn- und Verlustrechnung) und den Liquiditätsplan.

Ein staatlich gefördertes Darlehen kann für alle gängigen Rechtsformen gewährt werden, also für Freiberufler, Personengesellschaften (z.B. Einzelunternehmen oder GbR) und Kapitalgesellschaften, wie z.B. eine UG (haftungsbeschränkt) oder eine GmbH. Die Gründungsprozesse dieser Kapitalgesellschaften nehmen mehr Zeit in Anspruch als die einer Personengesellschaft. Diese sollten berücksichtigt werden, wenn man den Erhalt eines Förderdarlehens für die Kapitalausstattung des gegründeten Unternehmens einplant. Zudem gibt es für Kapitalgesellschaften eine Pflicht zur Veröffentlichung eines Jahresabschlusses, für den Kosten anfallen.

In diesem Artikel möchten wir erläutern, wann der richtige Zeitpunkt ist, um im Rahmen der Beantragung eines geförderten Darlehens eine Kapitalgesellschaft zu gründen.

Vorteile einer geförderten Finanzierung

Staatlich geförderte Förderdarlehen von z.B. der KfW oder von Landesbanken sind bei Existenzgründern besonders stark nachgefragt, da es attraktive Konditionen hat und mit einem Businessplan beantragt werden kann. Dieser zeigt die Planung der betrieblichen Kennzahlen für die Zukunft.

Die Vorteile eines solchen Förderdarlehens sind unter anderem:

  • Niedriger Zinssatz: das Zinsniveau liegt im Durchschnitt ca. 1,5 Prozentpunkte unter dem eines regulären Bankdarlehens für eine Unternehmensfinanzierung.
  • Tilgungsfreie Anlaufzeit: Nicht geförderte Kredite müssen anteilig direkt mit der Aufnahme des Kredits wieder zurückgezahlt werden. Das KfW-StartGeld muss man im ersten Jahr nicht zurückzahlen, wenn die gesamte Laufzeit fünf Jahre beträgt (Mindestlaufzeit). Bei einer längeren Laufzeit, z.B. über zehn Jahre, sind sogar zwei tilgungsfreie Anlaufjahre möglich. In diesem Zeitraum zahlt man nur die (niedrigen) Zinsen, muss das Darlehen aber nicht tilgen.
  • Die Gewährung des Darlehens ist oft auch ohne Eigenkapital möglich

In Deutschland gilt das sog. Hausbankverfahren. Das bedeutet, der Businessplan und Finanzplan ist bei einer Hausbank einzureichen. Diese übernimmt im Auftrag der KfW die Prüfung der Unterlagen und übernimmt die Koordination mit der Förderbank. Die Gelder werden von der KfW auf dem Geschäftskonto des Unternehmens bei der Hausbank zur Verfügung gestellt. Man muss also kein Konto bei der KfW eröffnen.

Businessplan-Erstellung für ein Förderdarlehen

Um ein Förderdarlehen beantragen zu können, sind natürlich einige Vorbereitungen zu treffen. Man muss einen aussagekräftigen Businessplan, in dem z.B. die folgenden wichtigen Fragestellungen dargestellt werden müssen:

  1.  Portfolio: Welche Probleme löst das Produkt oder die Dienstleistung bei potentiellen Kunden? Welche Preisstrategie wird verfolgt? Das Alleinstellungsmerkmal (USP) muss klar benannt werden können.
  2. Gründerprofil: welche Person oder Personen werden das Unternehmen (z.B. eine GmbH) gründen, über welche beruflichen Hintergründe oder Fortbildungen diese verfügen diese? Wie können sich die Stärken dieser Personen in der Unternehmensführung ergänzen?
  3. Markt und Wettbewerb: Welche Konkurrenten und Marktbegleiter gibt es auf und wie positionieren sich diese? Wie kann man sich von diesen anderen Anbietern unterscheiden? Gibt es Trends oder Entwicklungen in der Branche, die das Gelingen der Geschäftsidee positiv beeinflussen können? An welchem Standort soll agiert werden?
  4. Marketingstrategie: Wie ist die konkrete Positionierung am Markt? Wer sind die Zielkunden? Über welche Kanäle soll die Ansprache und Gewinnung von Kunden erfolgen? Welche Kosten entstehen für die Vermarktung?
  5. Unternehmensorganisation: Wie sind die internen Prozesse im Unternehmen organisiert? Gibt es darüber hinaus relevante externe Partner wie Produzenten, Social Media Agenturen, Steuerberater oder andere Dienstleister? Werden technische Zulassungen oder weitere Genehmigungen benötigt, um am Markt agieren zu können?
  6. Rechtsform: die gewählte Rechtsform soll beschrieben und begründet werden.
  7. SWOT: Welche Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zeichnen das Geschäftsmodell aus? Wie kann man z.B. die Chancen für sich nutzen und die Risiken minimieren?

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Beantragung einer Finanzierung – Finanzplan-Erstellung

Während also im schriftlichen Teil des Businessplans das Geschäftsmodell erläutert wird, erfüllt die Finanzplan-Erstellung den Zweck, die geplanten betrieblichen Kennzahlen der Geschäftsidee zu erläutern.

Im Investitionsplan wird aufgelistet, welche Anschaffungen mit dem Förderdarlehen realisiert werden sollen. Im Rentabilitätsplan (Gewinn- und Verlustrechnung) werden die Umsätze und alle betrieblichen Kosten (z.B. für Wareneinsatz, Personal, Miete, Reisekosten, Marketing, Zinsen und Abschreibungen) aufgelistet, aus denen sich der Gewinn des Unternehmens pro Monat und pro Jahr errechnet.

Von diesem sind noch die Steuern abzuziehen. Bei einer UG oder GmbH fallen neben der Gewerbesteuer auch die Körperschaftssteuer an. Beide sind vom Gewinn vor Steuern abzuziehen, so wird der Gewinn nach Steuern ermittelt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Finanzplans ist der Liquiditätsplan, der sich in weiten Teilen aus der Gewinn- und Verlustrechnung ergibt. Zusätzlich ist er jedoch um Zahlungsziele, die ggfs. anfallende Umsatzsteuer sowie die Tilgung des angestrebten Förderdarlehens ergänzt.

Zudem sollte ein Tilgungsplan erstellt werden. In diesem wird der monatliche Kapitaldienst (die Summe aus Zins und Tilgung) errechnet wird.

Generelle Zeitdauer bis zum Erhalt der Finanzierung

Der Businessplan wird bei einer Hausbank eingereicht. Für den dortigen Prüfprozess sollte man mit ca. zwei Wochen Zeit rechnen. Im Anschluss sind weitere sechs bis acht Wochen einzuplanen, bis die Gelder von der KfW auf das Geschäftskonto bei der Hausbank eingehen und man sie verwenden kann.

Man sollte ein gefördertes Gründerdarlehen daher rund drei Monate beantragen, bevor man die zur Verfügung gestellten Gelder verwenden kann.

Besonderheiten für den Gründungszeitpunkt einer GmbH

Im Rahmen der Gründung einer Kapitalgesellschaft wie der GmbH oder der UG, die oft auch als Mini-GmbH bezeichnet wird, gibt es weitere Besonderheiten zu beachten.

Denn eine GmbH ist dazu verpflichtet, einen Jahresabschluss zu erstellen und diesen im Unternehmensregister zu veröffentlichen. Dies muss 12 Monate nach dem Abschluss des Geschäftsjahres erfolgen. Da bei den meisten Unternehmen das Kalenderjahr dem Geschäftsjahr entspricht, ist der Stichtag also der 31.12., daran anschließend wirkt die Frist der 12 Monate.

Nun gilt es zu bedenken, dass dieser Jahresabschluss von einem Steuerberater erstellt und testiert werden muss. Hierfür fallen natürlich Aufwände an, die im vierstelligen Bereich liegen. Daher empfiehlt es sich, eine Kapitalgesellschaft wie eine GmbH nicht kurz vor dem Jahresende zu gründen. Denn dann würde man die Erstellung eines Jahresabschlusses bezahlen müssen, der wenig Aussagekraft hat, da man in den ersten Monaten– wenn überhaupt – geringe Umsätze und geringe Kosten hat. In einem solchen Fall wäre es also besser, die Gründung einer GmbH z.B. in das erste Quartal des nächsten Jahres zu verlegen.

Fazit

Die Beantragung eines Förderdarlehens muss man intensiv vorbereiten. Hierzu gehört die Klärung aller Bestandteile eines Geschäftsmodells, die Ausarbeitung eines Geschäftsplans sowie die Erstellung eines detaillierten Finanzplans. Man sollte sich den angestrebten Verwendungszweck des Förderdarlehens genau kennen.  Zudem spielt die Zeitplanung eine wichtige Rolle. Für die Auszahlung des KfW-StartGeld sind unabhängig von der Rechtsform der Antragsteller rund drei Monate einzuplanen.

Während z.B. eine freiberufliche Selbständigkeit jederzeit gegründet werden kann, sollte eine Kapitalgesellschaft wie eine GmbH nicht unbedingt in den letzten Wochen eines Jahres erfolgen. So können Kosten für die Erstellung eines Jahresabschlusses vermieden werden, zu dessen Veröffentlichung eine GmbH verpflichtet ist.

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FAQ

Wie lässt sich die Finanzierung einer GmbH mit Förderdarlehen kombinieren?
Ein Förderdarlehen wie das KfW-StartGeld kann zur Finanzierung von Investitionen und Betriebskosten genutzt werden; nicht aber zur Einzahlung des Stammkapitals.

Wann sollte eine GmbH gegründet werden, um die Finanzierung optimal zu planen?
Idealerweise im Januar oder im ersten Quartal. So wird vermieden, dass für ein wirtschaftlich ruhendes Jahr ein kostenpflichtiger Jahresabschluss erstellt werden muss.

Wie lange dauert es, bis die Finanzierung durch das Förderdarlehen bereitsteht?
Zwischen Antragstellung und Auszahlung sollten rund drei Monate eingeplant werden. Dazu zählt auch die Prüfung bei der Hausbank und der Förderbank (z. B. KfW).

Welche Unterlagen sind für die Finanzierung durch ein Förderdarlehen nötig?
Ein vollständiger Businessplan inklusive Finanzplan (Investitionen, Rentabilität, Liquidität, Tilgung) ist zwingend erforderlich, um Fördermittel zu beantragen.

Welche Finanzierungskosten entstehen zusätzlich bei einer GmbH?
Neben dem Stammkapital fallen Kosten für Notar, Handelsregistereintrag, Steuerberatung und ggf. Veröffentlichungspflichten an – auch diese müssen in der Finanzierung berücksichtigt werden.

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