Finanzplan-Erstellung – werden die Werte netto oder brutto angegeben?

Viele Existenzgründer und Selbstständige benötigen für die Gründung, ein geplantes Wachstum oder für die Übernahme eines Unternehmens Fremdkapital. Mit diesem können Investitionen getätigt oder die Betriebsmittel der ersten Monate nach der Kapitalaufnahme finanziert werden. Besonders attraktiv sind hierfür Förderdarlehen wie das KfW-StartGeld. Diese verfügt über vergleichsweise niedrige Zinssätze und zeichnet sich darüber hinaus durch eine tilgungsfreie Anlaufzeit aus. Diese bedeutet, dass das Darlehen z. B. in den ersten 12 Monaten nicht getilgt werden muss.

Wer ein solches Förderdarlehen beantragen möchte, muss einen bankfähigen Businessplan erstellen. Dieser muss das Geschäftskonzept, das Wachstumsvorhaben oder die Geschäftsübernahme überzeugend abbilden.

Ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsplans ist der Finanzplan. Dieser beinhaltet unter anderem eine Rentabilitätsvorschau, die alle geplanten Umsätze und Kosten der nächsten Geschäftsjahre abbildet. Der sich daraus ergebende Gewinn vor und nach Steuern ist eine der wichtigsten betrieblichen Kennzahlen, um ein Geschäftsmodell zu bewerten.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob man bei den Umsätzen und Kosten Netto- oder Bruttowerte angibt. Vielen Gründern oder Jungunternehmern ist nicht klar, in welcher Form eine Förderbank einen Finanzplan erhalten möchte. Diese muss die Rentabilität und ebenfalls die Kapitaldienstfähigkeit eines Unternehmens oder einer selbstständigen Person einschätzen können, um über die Vergabe eines Darlehens entscheiden zu können.

In diesem Artikel möchten wir erläutern, wie man die Planzahlen in einem Finanzplan abbildet und welche Besonderheiten hierbei zu berücksichtigen sind.

Verwendungszwecke eines Finanzplans

Einerseits bildet ein professionell erstellter Finanzplan den wichtigsten Bestandteil einer Finanzierungsanfrage ab. Neben dem schriftlichen Teil eines Businessplans, der z. B. eine SWOT-Analyse sowie eine detaillierte Marketingstrategie beinhaltet, sind die Zahlenwerke eines Geschäftsmodells letztlich noch wichtiger. Es ist für Förderbanken sehr wichtig, auf einen Blick zu sehen, wie rentabel ein Unternehmen ist und wie viel Gewinn der Finanzplan ausweist.

Zudem ist ein detaillierter Finanzplan auch für die eigene Sicherheit und Planung von Meilensteinen geeignet, wenn man sich selbstständig macht oder eine Firma kaufen möchte. Man muss über eine Kalkulation der betrieblichen Kennzahlen für mindestens die ersten drei Geschäftsjahre verfügen. Wichtige Bestandteile sind zum Beispiel:

  1. Mit welcher Preisstrategie kann man am Markt agieren?
  2. Wie viele Aufträge oder Verkäufe sind monatlich realistisch?
  3. Welche Umsätze sind daher monatlich zu erwarten?
  4. Wie hoch sind die monatlichen betrieblichen Kosten?
  5. Wie hoch sind die Personalkosten pro Monat?
  6. Wie hoch ist die Gewerbesteuer am Standort des Unternehmens?
  7. Fällt ggf. die Körperschaftsteuer (bei Kapitalgesellschaften) an?
  8. Über welchen Zeitraum muss man die Investitionen abschreiben?
  9. Welche Umsatzrendite soll erreicht werden?

Im Laufe der ersten Wochen oder Monate nach der Firmengründung oder z. B. der Portfolioerweiterung eines Unternehmens kann der Finanzplan immer wieder zur Überprüfung erreichter Zielsetzungen verwenden. Zudem können die Planzahlen von Zeit zu Zeit aktualisiert werden.

Finanzplan-Erstellung – wichtige Bestandteile

Um ein Förderdarlehen wie das KfW-StartGeld erhalten zu können, muss neben einem schriftlichen Geschäftsplan zudem ein bankfähiger Finanzplan erstellt werden. Dieser besteht aus den Bestandteilen:

  1. Kapitalbedarfsplan
  2. Umsatzentwicklung
  3. Rentabilitätsvorschau (Gewinn- und Verlustrechnung)
  4. Cash-Flow und Liquiditätsplanung
  5. Tilgungsplan
  6. Abschreibungen

Diese Parameter eines Finanzplans müssen auf Monatsbasis für die nächsten drei Geschäftsjahre abgebildet werden. Bei der Erstellung eines solchen Finanzplans kann die Hinzunahme von einem erfahrenen Unternehmensberater sehr hilfreich sein. Dessen Unterstützung wird daher bewusst staatlich gefördert.

Brutto- oder Nettowerte im Finanzplan?

Nun stellt sich die Frage, ob man die Zahlen brutto (inklusive Umsatzsteuer) oder netto (ohne Umsatzsteuer) abbilden soll. Theoretisch gäbe es für beide Varianten Argumente.

Grundsätzlich werden in einem bankfähigen Finanzplan die Werte jedoch netto angegeben. Dies gilt zunächst für die geplanten Investitionen. Wenn man also Equipment im Wert von 10.000 Euro netto beziehen möchte, soll auch diese Zahl als Investition im Kapitalbedarfsplan eingetragen werden. Der Bruttowert, den man an den Lieferanten überweist, spielt hier keine Rolle. Banken realisieren ohnehin meist nur eine Finanzierung der Nettowerte und nicht der zusätzlichen Umsatzsteuer. Denn diese erhalten Entrepreneure oder Jungunternehmer ohnehin zurückerstattet.

Auch in der Rentabilitätsplanung sollen ausschließlich Netto-Zahlen angegeben werden. Dies gilt für die Umsätze gleichermaßen wie für die Kosten. Wenn man also monatlich Ware im Wert von 5.000 Euro bezieht (im Finanzplan als „Warenbezug“ zu deklarieren), wird diese Zahl im Finanzplan eingetragen, nicht der Brutto-Wert.

Eine Besonderheit bilden hier Freiberufler, die nicht vorsteuerabzugsfähig sind. Diese müssen z. B. für den Bezug von Utensilien für eine Ergotherapie-Praxis ohnehin den Bruttopreis bezahlen. Sie können sich also die Steuer nicht erstatten lassen. Daher ist in einem Finanzplan für Freiberufler mit Brutto-Zahlen zu kalkulieren.

In der Umsatzplanung ist es hilfreich, mit Bruttopreisen zu arbeiten, wenn man z. B. private Endkunden hat. So ist es in einem Finanzplan für die Gastronomie zu empfehlen, den Endkundenpreis für z. B. eine Pizza, eine Kugel Eis oder einen Cocktail anzugeben. Denn die Förderbank möchte bei der Prüfung einschätzen können, ob die Preise für Endkunden realistisch angesetzt oder z. B. ggf. zu hoch sind. Parallel dazu sollte aber auch der Netto-Preis für das Gastro-Unternehmen ausgewiesen und für alle Kalkulationen verwendet werden.

Berücksichtigung der Umsatzsteuer und der Vorsteuer

Natürlich muss die Umsatzsteuer und auch die Vorsteuer in einen Finanzplan mit eingebaut werden.

Hierbei gilt es zu beachten:

  1. Die Mehrwertsteuer, die ein Unternehmen auf einer Ausgangsrechnung ausweist, nennt sich Umsatzsteuer.
  2. Die Mehrwertsteuer, die man als Unternehmen auf einer Eingangsrechnung (beim Einkauf) bezahlt, wird Vorsteuer genannt.

Diese Steuern berücksichtigt man in einer Prognose der Gewinn- und Verlustrechnung jedoch gesondert und saldiert sie monatlich miteinander auf. Der Saldo ist dann auch für die Liquiditätsplanung relevant und wird in diese überführt. Es ist natürlich wichtig, ob dieser positiv oder negativ ist. Ob man also unter dem Strich mehr Geld zurückerstattet bekommt, als man bezahlt hat, oder ob man in der Anfangsphase mehr bezahlen muss. Dieser Fall müsste natürlich in der Liquiditätsplanung berücksichtigt werden.

Kapitaldienst berechnen für ein Förderdarlehen

Die Umsatz- und die Vorsteuer sind also zu berücksichtigen, wenn man den Bestand an Liquidität auf dem Geschäftskonto planen möchte. Förderbanken finanzieren meist nur die Netto-Beträge von geplanten Anschaffungen, daher muss man in der Lage sein, die Vorsteuer so lange vorstrecken zu können, bis man sie wieder erstattet bekommt. Dies erfolgt z. B. aus Eigenkapital oder aus den laufenden Umsätzen.

Wenn man in der Anfangsphase nach einer Existenzgründung noch keine Gewinne erzielt, kann der monatliche Steuersaldo negativ ausfallen. Auch hier muss man einplanen, über die notwendige Liquidität zu verfügen, um diesen bedienen zu können.

Der Kapitalbedarf als Bestandteil eines Finanzplans kann daher auch von den geplanten Steuerzahlungen beeinflusst werden.

Fazit

Wenn man ein staatlich gefördertes Darlehen für die Existenzgründung oder ein geplantes Wachstum eines Unternehmens beantragen möchte, muss hierfür ein Geschäftsplan und ein bankfähiger Finanzplan erstellt werden. Hier sind die Umsätze und Kosten jeweils als Netto-Beträge anzugeben. Die Vorsteuer und Umsatzsteuer sind jedoch ebenfalls zu berücksichtigen, insbesondere mit Blick auf den Liquiditätsplan.

Bei der Erstellung des Finanzplans ist natürlich auf die dauerhaft positive Liquiditätsausstattung zu achten.

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